Salomea Genin wurde 1932 im Berliner Wedding als jüngste von drei Schwestern geboren. Ihr Vater, Avram Genin, stammte aus Krementschuk, ihre Mutter, Scheindl Genin, geb. Zwerling, aus Lwiw (heute jeweils Ukraine). Sie waren als polnisch-russische Jüdinnen_Juden vor dem Antisemitismus und der Armut 1928 nach Berlin geflohen. Bei der Geburt wurde Salomeas Mutter im Jüdischen Krankenhaus, angesichts der sich zuspitzenden politischen, Situation davon abgeraten, ihre jüngste Tochter Salomea zu nennen, und sie wurde stattdessen fortan Loni genannt. Erst mit acht Jahren erfuhr sie, dass in ihren Papieren ein anderer Name stand. „Die Ängste der Erwachsenen [...] übertragen sich immer auf die Kinder“, erzählt Salomea Genin im Interview. Dreißig Jahre später bestand sie darauf, mit ihrem Geburtsnamen Salomea angesprochen zu werden. Ihre Eltern trennten sich dreieinhalb Jahre nach ihrer Geburt, die Mutter erhielt in Folge dessen Unterstützung von der Jüdischen Gemeinde. Zu dem Vater bestand wenig Kontakt, er wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen und 1938 während der Novemberpogrome ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Die Mutter bemühte sich um seine Freilassung und erwirkte seine Ausreise nach Shanghai (siehe Flucht und Exil in Shanghai), wo er überlebte. Bereits 1937 floh Salomeas älteste Schwester Rebecka (genannt Renja) nach Australien, nachdem sie wegen einer Beziehung zu einem nichtjüdischen Freund bei der Polizei denunziert worden war (siehe „Nürnberger Gesetze“).

Als Salomea 1938 als Sechsjährige, trotz eines Ausgangsverbotes für Jüdinnen_Juden (siehe Aufenthaltsverbote), für ihre Mutter einkaufen ging, beschimpfte ein Nachbarjunge sie auf der Straße, dass sie dort nichts zu suchen habe und drohte ihr damit, sie bei der Kreisleitung zu melden. Im Interview beschreibt sie, wie tief sie dieser Vorfall erschütterte. Sie erinnert sich auch an die Geräusche der Stiefel von SA und SS auf der Straße, die sie am Abend des 9. Novembers 1938 (siehe Novemberpogrome), von der Wohnung aus hörte. Ein jüdischer Nachbar warnte die Mutter, das Haus nicht zu verlassen. Am nächsten Morgen lief Salomea mit ihrer Schwester und ihrer Mutter über die Glasscherben der zerschlagenen Fenster der jüdischen Geschäfte. Im Mai 1939 gelang der Mutter mit ihren beiden Töchtern Salomea und Malka die Flucht über Genua mit einem Schiff nach Australien. Ein Bruder der Mutter, der in den 1920er Jahren nach Australien ausgewandert war, hatte ihnen die Ausreise durch eine Bürgschaft ermöglicht und nahm sie in Empfang. Ihre Schwester hatte ihnen bereits eine Wohnung gesucht. Salomea wurde gleich am nächsten Tag eingeschult – ohne Englisch zu verstehen. Antisemitismus erlebte sie in Australien kaum, präsent blieb ihr ein Vorfall: Eine Nachbarin konfrontierte sie bei einem Besuch mit dem antisemitischen Verschwörungsmythos „Die Protokolle der Weisen von Zion“.

Ab 1944 fand Salomea Genin in einer kommunistischen Jugendorganisation Halt und trat 1949 dem Jugendverband der Kommunistischen Partei bei. Im Interview erzählt sie, wie die Partei zu ihrer Ersatzfamilie wurde. Als Mitglied der australischen Delegation reiste sie 1951 zu den 3. Weltfestspielen der Jugend und Studenten nach Ostberlin. Angetan von der DDR kehrte Salomea 1954 nach Berlin zurück, um ein antifaschistisches Deutschland mitaufzubauen. Zunächst wurde sie jedoch von der DDR abgewiesen. Salomea Genin wurde in Westberlin vom Ministerium für Staatssicherheit angeworben und war als Inoffizielle Mitarbeiterin (IM) tätig. Als sie 1963 schließlich nach Ostberlin übersiedeln durfte, trat sie in die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) ein. Sie arbeitete in der DDR als Dolmetscherin, Übersetzerin und Englischlehrerin. In den folgenden Jahrzehnten bekam ihre Überzeugung jedoch Risse: 1982 realisierte sie, in einem Polizeistaat zu leben, den sie unterstützt hatte. Daraufhin stürzte sie in eine tiefe psychische Krise und wurde suizidal. Schließlich fand Salomea Genin therapeutische Hilfe und begann ihre Geschichte aufzuschreiben. Der Schreibprozess an ihrem Buch Scheindl und Salomea half ihr bei der Verarbeitung ihrer Geschichte und war der Beginn ihrer Tätigkeit als Zeitzeugin, Autorin und Schauspielerin.