Horst Selbiger wurde im Januar 1928 als Sohn des jüdischen Zahnarztes Erich Sally Selbiger und der nichtjüdischen Buchhalterin Erna Selbiger, geb. Wegner, in Berlin geboren. In einer säkularen jüdischen Familie aufgewachsen, besuchte er als einziger jüdischer Schüler in seiner Klasse eine Volksschule in Neukölln. Dort erfuhr er erstmals Antisemitismus: Ein Lehrer führte an ihm angebliche Merkmale von Jüdinnen_Juden vor und schrieb an die Tafel „Juden sind unser Unglück“. Horst Selbiger erlebte auch körperliche Angriffe. Um sich zu verteidigen, lernte er im Sportverein Makkabi Boxen. Später wechselte er auf eine jüdische Schule. Der Antisemitismus spaltete den engeren familiären Umkreis, einige Mitglieder der nichtjüdischen Familie der Mutter boten Unterstützung an, während andere ihr rieten, sich von ihrem Mann scheiden zu lassen. Mit dem Beginn der sogenannten „Polenaktion“ ab Oktober 1938 wurden viele aus Polen stammende Mitschüler_innen von Horst Selbiger deportiert. Nach den Novemberpogromen  wurde bei der Familie Selbiger die Angst vor der Deportation zum ständigen Begleiter. Im Zuge der Pogromnacht wurde die Glaserei des Großvaters in Berlin-Pankow zerstört und die Zahnarztpraxis des Vaters antisemitisch markiert. Kurz darauf musste die Familie in ein sogenanntes „Judenhaus“ in die Turmstraße 9 in Berlin-Moabit ziehen. 1942 wurden die jüdischen Schulen geschlossen, Horst Selbiger musste Zwangsarbeit, u.a. in einer Rüstungsfabrik, leisten und mit giftigen Chemikalien Flugzeugteile entfetten. Während der Razzien im Zusammenhang mit der „Fabrikaktion“ im Februar 1943 verschleppte die Gestapo ihn mit seinem Vater und seinem Bruder Gerhard in das Sammellager in der Levetzowstraße in Berlin-Moabit, von dem aus Deportationen in die Vernichtungslager geplant waren. Die Aktion traf die letzten in Berlin verbliebenen jüdischen Menschen, v.a. Ehepartner_innen aus sogenannten „Mischehen“ und ihre Kinder. Horst Seliger beschreibt im Interview, dass er und seine Familie bei der Wannseekonferenz „nicht mitgedacht“ wurden. Aufgrund der Proteste in der Rosenstraße in Berlin vor dem dortigen Sammellager, die von den nichtjüdischen Ehepartner_innen ausgingen und an denen die Mutter von Horst Selbiger teilnahm, entgingen die inhaftierten Mitglieder der Familie Selbiger der Deportation. Horst Selbiger musste bis zum Kriegsende Zwangsarbeit bei der Trümmerräumung leisten. Die Nationalsozialisten ermordeten über 60 Mitglieder seiner Familie in Konzentrations- und Vernichtungslagern.

Enttäuscht vom Umgang mit dem Nationalsozialismus unter Adenauer entschied er sich 1949, in die DDR zu gehen. Ihn überzeugte die antifaschistische Staatsdoktrin. Er wurde Journalist und trat der SED bei, wurde jedoch 1953 aus der Partei ausgeschlossen. 1956 wurde Horst Selbiger wieder rehabilitiert. 1964 sollte er als Journalist über den 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess berichten und reiste in die BRD. Er nutzte die Gelegenheit und kehrte nicht wieder in die DDR zurück. In Berlin leitete er unter anderem zwei Reisebüros. In den 1960er und 1970er Jahren bemühte er sich in langwierigen Prozessen um Entschädigungszahlungen: 1969 erfolgte die Anerkennung als „rassisch Verfolgter“. Die Entschädigung aufgrund gesundheitlicher Schäden, die durch die Verfolgung durch die Nationalsozialist_innen und die Zwangsarbeit entstanden waren, lehnte das Entschädigungsamt Berlin 1978 jedoch ab. Zur Begründung wurde unter anderem ein Zitat des ehemaligen NSDAP-Mitglieds Gotthard Schettler angeführt: „Dem Kläger steht ein Entschädigungsanspruch nicht zu. … Die jüdische Rasse scheint zu Gicht, Diabetimellitus und familiärer Hypocolesterinämie (sic!) [...] zu neigen.“ Horst Selbiger musste aufgrund der erlittenen Gesundheitsschäden durch die Verfolgung und die kräftezehrenden Jahre der Entschädigungsverfahren mit nur 47 Jahren in Rente gehen.

Später lernte Horst Selbiger andere Child Survivors kennen und war 2001 Mitbegründer des jüdischen Selbsthilfevereins „Child Survivors Deutschland e.V. – Überlebende Kinder der Shoah“, in dem er Ehrenvorsitzender war.

Als einer von zwei Überlebenden seiner jüdischen Schulklasse spricht er im Interview auch über das Mahnmal Gleis 17 am Bahnhof Grunewald. 2018 schrieb er seine Erinnerungen nieder und tritt bis heute als Zeitzeuge in der Öffentlichkeit auf.