Regina Steinitz wurde 1930 in Berlin geboren und überlebte gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Ruth die Schoa. Ihre Mutter, Martha, war im Zuge ihrer ersten Ehe mit einem jüdischen Fotografen zum Judentum konvertiert. Aus dieser Verbindung brachte sie zwei Jungen mit in ihre zweite Ehe mit Simon Welner, dem Vater von Regina und Ruth Steinitz. 1936 wurden die Schwestern in die jüdische Mädchenvolksschule in der Augustusstraße eingeschult. Über seinen Bruder bekam ihr Vater ein Einreisevisum in die USA und floh 1938 aus Deutschland. Er hatte geplant, die Familie nachzuholen, was jedoch nicht gelang. Die Zwillinge sahen ihren Vater erst 18 Jahre später wieder. Während der Novemberpogrome 1938 versuchte Regina mit ihren Brüdern, aus einer brennenden Synagoge die Thorarollen zu retten. Die Mutter erkrankte an Tuberkulose und starb im Januar 1940 im Alter von 34 Jahren, weil ihr eine Behandlung verweigert wurde. Jüdische Ärzt_innen unterlagen seit 1938 dem Berufsverbot, nichtjüdischen Ärzt_innen war es untersagt, Jüdinnen_Juden zu behandeln. Reginas Bruder Theo bekam von der Gestapo die Aufforderung, Deutschland zu verlassen, der Familie gelang es, ihn mit einem Kindertransport nach England zu schicken. Ihr Bruder Benno wurde in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert und überlebte.

Nach der Emigration des Vaters und dem Tod der Mutter lebten die Zwillinge zunächst bei ihrem christlichen Onkel. Da sie dort nicht bleiben konnten, brachte dieser sie in ein jüdisches Kinderheim. 1942 wurden alle jüdischen Kinderheime, Schulen und andere Einrichtungen geschlossen und die beiden Schwestern kamen in Pflegefamilien unter. Regina Steinitz musste in der jüdischen Gemeinde, die sich zu dieser Zeit unter Kontrolle der Gestapo befand, Zwangsarbeit leisten und unter anderem dort Toiletten reinigen. Die Gestapo holte sie aus einer der Pflegefamilien ab und internierte sie im Sammellager in der Großen Hamburger Straße. Nur durch das Eingreifen ihres christlichen Onkels entkamen die Zwillingsschwestern der Deportation. Fortan waren die beiden Schwestern getrennt, Ruth lebte bei einer Tante und Regina bei ihrer Großmutter mütterlicherseits. Nachforschungen über die „rassische Identität“ der beiden wurden seitens der Gestapo nicht mehr zu Ende geführt. Während der Bombardierungen durch die Alliierten (siehe Alliierte) floh Regina Steinitz nicht in die Schutzkeller, da sie wusste, dass die Gestapo dort Jüdinnen_Juden aufgriff. Sie berichtet in diesem Zusammenhang, dass sie sich mehr vor der Gestapo als vor den Bomben fürchtete.

Regina half nach Kriegsende bei der Verpflegung von Verwundeten, erlernte dann den Beruf der Erzieherin und betreute in einem neu aufgebauten jüdischen Kinderheim in Berlin-Niederschönhausen Kinder, die die Schoa überlebt hatten. Ihre Schwester wurde Dolmetscherin und konnte ihren Plan, in die USA zu emigrieren, aufgrund einer nicht ausgestellten Einreisegenehmigung nicht realisieren. 1948 wanderten die beiden Schwestern nach Israel aus und lebten im Kibbuz Buchenwald. Regina lernte im Kibbuz Zwi Steinitz kennen und heiratete ihn. 1951 verließ das Ehepaar den Kibbuz, Regina Steinitz wurde Diplom-Krankenschwester und arbeitete als Lehrerin. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Reginas Mann starb 2019 und nach seinem Tod begann sie mit über 80 Jahren ihre Geschichte zu erzählen.

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