Margot Friedländer, geb. Anni Margot Bendheim, wurde 1921 als Kind jüdischer Eltern, Artur und Auguste Bendheim, geb. Gross, geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie mit ihrem vier Jahre jüngeren Bruder Ralph in einem großen Familienkreis in Berlin, wo ihr Vater ein Modegeschäft besaß: „Meine Kindheit war sehr schön, die Jugend war zu kurz.“ Als Adolf Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde und die NSDAP die Macht übernahm, war sie zwölf Jahre alt. Da sich die Ehe ihrer Eltern zu dieser Zeit in einer Krise befand, so erzählt Margot Friedländer im Interview, wurde Politik in der Familie kaum thematisiert. Auch wenn sie Antisemitismus damals nicht auf einer zwischenmenschlichen Ebene erfuhr, war sie zunehmend mit den antisemitischen Repressalien und Verboten konfrontiert. Das Gymnasium durfte sie nicht besuchen und musste stattdessen auf eine jüdische Schule gehen. 1937 ließen sich die Eltern scheiden. Zum Zeitpunkt der Novemberpogrome machte Margot Friedländer eine Lehre als Schneiderin an einer Schule für Modezeichner_innen. Am Morgen des 10. November 1938 wurde sie auf dem Weg zur Arbeit Zeugin der Zerstörungen und der brennenden Synagogen. Auf der Uhlandstraße in Berlin sah sie die zerschlagenen Geschäfte, Uniformierte schauten dabei zu, wie Menschen Läden plünderten. Der zuvor große Kreis an Freund_innen und Verwandten wurde in der darauffolgenden Zeit kleiner: Die Schwester der Mutter, Auguste Bendheim, war bereits 1935 nach Brasilien emigriert, auch ihr Sohn war ein Jahr zuvor ausgewandert. Die restliche Familie kannte ab 1938 den genauen Aufenthaltsort des Vaters nicht, der 1939 nach Belgien floh. Mehrere Versuche der Mutter, mit ihren beiden Kindern das Land zu verlassen, scheiterten: Im Frühjahr 1939 hatte ihre Schwester Papiere für die Ausreise nach Brasilien organisiert, die jedoch gefälscht waren, weshalb das brasilianische Konsulat sie ablehnte. Für eine Ausreise nach Shanghai ( siehe Flucht und  Exil in Shanghai) hätte es der Genehmigung des Vaters bedurft, der jedoch seiner ehemaligen Frau per Brief eine Absage erteilte: „Was willst du mit zwei Kindern in Shanghai? Verhungern kannst du auch in Berlin.“ Am 20. Januar 1942 scheiterte auch der letzte Fluchtversuch. Als die junge Margot Friedländer an diesem Tag nach Hause kam, war ihr Bruder bereits von der Gestapo verhaftet worden und sie entkam nur knapp ihrer eigenen Festnahme. Ihre Mutter hatte jüdischen Freund_innen eine Nachricht für ihre Tochter zurückgelassen: „Ich gehe mit Ralph, wohin auch immer das sein mag. Versuche, Dein Leben zu machen.“ Beide wurden ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet, wie auch der Vater. In der folgenden Zeit gelang es Margot Friedländer auf sich alleingestellt, bei 16 verschiedenen Berliner_innen Unterschlupf zu finden. Als sie im Frühjahr 1944 nach einem Luftangriff beim Verlassen eines Bunkers von jüdischen Greifern aufgehalten wurde und sich ausweisen musste, flog ihre Tarnung auf und sie wurde ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Kurz vor der Befreiung 1945 kamen dort Viehtransporter aus Auschwitz an. Als sie das Elend der Gefangenen sah, begriff sie, dass sie ihre Mutter niemals wiedersehen würde. Im Interview berichtet Margot Friedländer von ihren bleibenden Schuldgefühlen als Überlebende und von ihren Gedanken an die letzten Momente ihrer Mutter und ihres Bruders. Sie selbst habe Glück gehabt, sagt sie, doch auch die Überlebenden seien zerbrochen, denn was sie erlebt hatten, sei nicht zu verarbeiten. Noch in Theresienstadt traf sie ihren alten Bekannten Adolf Friedländer wieder, sie heirateten und wanderten gemeinsam nach New York aus. Dort begann Margot Friedländer, ermutigt durch einen kreativen Schreibkurs im Jüdischen Kulturzentrum in New York, Jahre später ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Ihr Mann starb 1997. In den folgenden Jahren reiste sie wiederholt nach Deutschland und berichtete von ihrer Lebensgeschichte. 2008 kehrte Margot Friedländer mit 88 Jahren nach Berlin zurück und ist seitdem als Zeitzeugin aktiv.

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