Giselle Cycowicz und ihre Tochter Yael Bier

1927 in Chust, damals Teil der Tschechoslowakei, geboren begann für Giselle Cycowicz unter der ungarischen Herrschaft ab 1939 die Verfolgung. Der Vater verlor sein Geschäft, Giselle und ihre Schwestern mussten die Schule verlassen. Als Ungarn 1944 von den Deutschen besetzt wurde, musste die Familie ins Ghetto umsiedeln. Giselle Cycowicz, ihre Mutter und ihre Schwestern überlebten das KZ Auschwitz-Birkenau und Arbeitslager. Ihr Vater wurde ermordet. Nach der Emigration in die USA traf sie ihren Ehemann, der die Novemberpogrome in Berlin überlebt hatte. Gemeinsam zogen sie drei Kinder groß. In New York studierte Giselle Cycowicz und promovierte in Psychologie. Sie lebte bis zu ihrem Tod am 4. September 2024 bei ihren Kindern in Israel und war über 25 Jahre als Psychologin bei AMCHA e. V. aktiv.

Margot Friedländer

1921 geboren, überlebte Margot Friedländer die Schoa ganz auf sich selbst gestellt. Nach der Deportation ihres Bruders und dann ihrer Mutter tauchte sie allein in Berlin unter. Nach einem der Luftangriffe auf die Stadt wurde sie beim Verlassen eines Bunkers aufgegriffen und ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort lernte Margot Friedländer ihren Mann kennen und emigrierte nach der Befreiung mit ihm nach Amerika. Ermutigt durch einen kreativen Schreibkurs im Jüdischen Kulturzentrum New York begann sie ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Mit 88 Jahren zog sie 2009 zurück nach Berlin und ist seitdem als Zeitzeugin aktiv.

Salomea Genin

1932 geboren, floh Salomea Genin 1939 mit ihrer Mutter und zwei Schwestern aus Berlin nach Melbourne. 1954 kehrte sie nach Berlin zurück, um ein besseres, antifaschistisches Deutschland mitaufzubauen und siedelte 1963 in die DDR über. Dort arbeitete sie unter anderem als Dolmetscherin und Englischlehrerin und hielt in diesem Zusammenhang auch Vorträge. Der Schreibprozess an ihrem Buch „Scheindl und Salomea“ half ihr in einer psychischen Belastungsphase und war der Beginn ihrer Tätigkeit als Zeitzeugin, Autorin und Schauspielerin.

Kurt Hillmann und seine Tochter Sylvia Müller

1933 geboren, war Kurt Hillmanns Kindheit in Berlin von antisemitischen Erfahrungen geprägt. Seine Mutter war jüdisch und sein nichtjüdischer Vater blieb bei der Familie. Die Eltern halfen als Teil eines Netzwerkes, anderen Menschen in Berlin unterzutauchen. Nach dem Tod der Mutter überlebte Kurt Hillmann die Schoa in einem Heim für tuberkulosekranke Kinder im Allgäu. Nach dem Krieg studierte er Ökonomie und war im Außenhandel für die DDR tätig. Heute geht er regelmäßig in Schulen und spricht bei Gedenkveranstaltungen.

Marianne Karmon

1921 in Berlin geboren, wuchs Marianne Karmon nach der Scheidung ihrer Eltern bei ihrer Mutter auf. Sie wurde Mitglied der zionistischen Jugendbewegung und floh 1939 mit deren Hilfe nach Schweden. Dort heiratete sie und wanderte nach der Geburt ihrer Tochter 1949 mit ihrer Familie nach Israel aus. Sie machte eine Ausbildung in Kartografie und arbeitete als Kartografin. Gemeinsam mit ihrem Mann war sie Pionierin der außerparlamentarischen deutsch-israelischen Beziehungen. Marianne Karmon engagierte sich bis zu ihrem Tod am 11. Dezember 2023 aktiv bei der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e. V.

Franz und Petra Michalski

1934 in Görlitz geboren, entkam Franz Michalski mit seiner Familie dank zahlreicher Helfer_innen, an unterschiedlichsten Orten und in Verstecken der Verfolgung. Im Nachkriegsdeutschland lernte er in Hamburg seine Frau Petra kennen und arbeitete als Geschäftsmann. Das Ehepaar zog schließlich nach Berlin. Sie engagierten sich gemeinsam als Zeitzeug_innen und unterstützen die Erinnerung an die „Stillen Helden“, die auch der Familie Michalski immer wieder das Leben retteten. Franz Michalski verstarb am 25. Dezember 2023 in Berlin. Petra Michalski engagiert sich weiterhin, um die Geschichte ihres Ehemannes und seiner Familie zu erzählen.

Horst Selbiger

1928 geboren kam Horst Selbiger, schon früh in der Schule und auf den Straßen in Berlin mit dem nationalsozialistischen Antisemitismus in Berührung. Seine nichtjüdische Mutter hielt zur Familie und schützte sie. Ab 1936 ging er auf eine jüdische Schule und musste ab 1942 Zwangsarbeit leisten. 1943 entkam er bei der sogenannte Fabrikaktion in Berlin nur knapp der Deportation in das KZ Auschwitz-Birkenau. Nach Kriegsende zog er in die DDR und arbeitete als Journalist. In den 1960er Jahren emigrierte er in die BRD und kämpfte über 15 Jahre für eine juristische Anerkennung seiner Verfolgung im Nationalsozialismus.

Regina Steinitz

1930 in Berlin geboren, überlebte Regina Steinitz mit ihrer Zwillingsschwester die Schoa. Nach der Emigration des Vaters und dem Tod der Mutter kamen die Schwestern zunächst in einem jüdischen Kinderheim, dann in Pflegefamilien unter. Nur durch das Eingreifen ihres christlichen Onkels entkamen sie der Deportation. Nach ihrer Auswanderung nach Israel im Jahr 1948 arbeitete Regina Steinitz als Lehrerin und leitete ein Gesundheitszentrum. Mit über 80 Jahren begann sie ihre Geschichte mit der Öffentlichkeit zu teilen.

Die Interview-Partner_innen wurden illustriert von Michael Mallé.

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